«Man muss sich eben aufraffen»

«Man muss sich eben aufraffen»: Ein Mittagessen mit den Grauen Panthern Solothurn

«Gemeinsam statt einsam» lautet das Motto der Mittagessen, die der Verein Graue Panther im Altersheim Wengistein organisiert. Das sagen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über den Anlass.

Gundi Klemm 17.02.2025


Die Grauen Panther Solothurn treffen sich regelmässig am Sonntag für ein gemeinsames Mittagessen.
Bild: Oliver Menge

Geplant war das zweite Mittagessen für alleinstehende pensionierte Personen im Alterszentrum Wengistein als öffentlicher Anlass. Diesmal versammelten sich aber nur Mitglieder der Grauen Panther, die diese Gelegenheit zum gesprächsreichen Zusammensein nutzten.

«Alt-Panther» Hans Christen, der früher das Vereinspräsidium bekleidete, hat häufig gehört, dass für Menschen ohne Partner, ohne Familienbande oder Freundeskreis der Sonntag der langweiligste Tag der Woche ist. Von manchen Singles wird er regelrecht gefürchtet, weil sie sich dann –gelegentlich sogar mit depressiven Gedanken – sehr alleingelassen fühlen.


Hans Christen im Gespräch mit einer Kollegin am Mittagessen.
Bild: Oliver Menge

Um hier Unterstützung anzubieten, haben die Grauen Panther um Präsidentin Eveline Zurflüh den «Gemeinsam-statt-einsam-Mittagstisch» ins Leben gerufen. Priska Thomet, Institutionsleiterin im «Wengistein», begrüsst diese Initiative, weil so die ältere Generation neben dem gemütlichen Zusammensein einen positiven Eindruck von der gesamten Lokalität, vom Restaurant, von den hier durchgeführten Kulturveranstaltungen und den übrigen Angeboten des Hauses gewinnen könne. Zudem sei das «Wengistein» wie die meisten Altersheime im Kanton durch eine direkte Buslinie gut erreichbar.

«Ich kann mich gut selbst beschäftigen»

Es ist eine interessante Runde, die sich da am Sonntag um einen langen Tisch zusammengefunden hat. Zu berichten gibt es viel über den früheren Beruf, über Hobbys, Aktivitäten, über Herkunft und den eigenen Lebensweg, aber auch durchgemachte schwere Zeiten.

Eine Frau aus Derendingen befasst sich gerade mit der aktuellen Weltpolitik und erzählt spannend über ihre TV-Eindrücke. «Gesundheitsbedingt unternehme ich nicht mehr alles, was sich mir bietet, aber ich kann mich gut selbst beschäftigen», sagt sie. Um keine Einsamkeitsgefühle zu entwickeln, müsse man sich einfach aufraffen und etwas unternehmen, meint sie an die Adresse etlicher Altersgenossen beiderlei Geschlechts.


Eveline Zurflüh ist Präsidentin der Grauen Panther Solothurn.
Bild: Oliver Menge

Ohne Struktur, Verpflichtungen und Zusammentreffen wie dieses sonntägliche Mittagessen werde der Alltag schnell inhaltsarm. «Ich bin eine glückliche Singlefrau», betont die Sitznachbarin. Ihre Lebensform nach der Pensionierung, «das zu tun, was mir passt», gefalle ihr sehr, obwohl sie sich «gesundheitlich doch häufig nach der Decke strecken» müsse. Dass sie hier am Essen teilnehme, habe pragmatische Gründe, weil sie die Kochkünste dieses Hauses und die Geselligkeit der Tischrunde schätze.

Nach glücklicherweise überstandenem Gesundheitschaos hat sich eine weitere Teilnehmerin gut in ihrem jetzigen Leben eingerichtet. Sie wohnt im Herzen der Stadt Solothurn, pflegt ihre zahlreichen Vereinsmitgliedschaften, verbringt Zeit in der Freiwilligenarbeit mit Betreuung einer alten Dame und lässt keinen Dienstag als «jour fix» der Grauen Panther aus. Mit Vorträgen, Wanderungen und Fremdsprachentraining sei hier eine grosse Palette zur Lebensgestaltung vorhanden, bekräftigt sie. «Mir hat es vor allem das Angebot im Spielen und Jassen angetan», schmunzelt ihre «Nebenfrau», die sich im Panther-Vereinsvorstand engagiert.


Hans Christen und Eveline Zurflüh (Mitte) umringt von einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Bild: Oliver Menge

Soziale Netze in der Region schaffen

So gut verankert wie diese Beteiligten am Mittagstisch sind nicht alle älteren Menschen. Besonders diejenigen nicht, die sich durch körperliche Einschränkungen und im unmittelbaren Umfeld erlebte Todesfälle zurückziehen und sich dann einsam und ausgegrenzt fühlen.

Besuche und Gespräche sowie die liebevolle Einbindung in ein soziales Netz können den Schritt aus der Einsamkeit unterstützen. «Alt-Panther» Hans Christen weist dabei auf den Wert des kollegialen «Chunsch ou mit?» hin, das durch freundschaftliche Kontakte zum Mitmachen und zum Aufbau von Beziehungen ermutigt. Vielleicht sollte die Gesellschaft «gspüriger» sein und bei älteren Personen einfach mal nachfragen, ob Hilfe vonnöten ist. Für Leute mit Bewegungsproblemen kann schon ein spontan ausgesprochenes Mitfahrangebot den Auftakt zu einem unbeschwerten Erlebnis vermitteln.

 

„Wir müssen uns Gehör verschaffen“

Eveline Zurflüh spricht darüber, warum sie das Vereinspräsidium der Grauen Panther übernimmt und wie wichtig deren Angebote sind.

Gundi Klemm SZ vom 21.03.2024

Bewährtes behalten und offen sein für Neues, so könnte der Leitspruch für die 218 Mitglieder und weitere Sympathisanten zählenden Grauen Panther Solothurn und Umgebung lauten. Der langjährig tätige Vorstand unter Präsidentin Silvia Wälchli fand an der Jahresversammlung ein Nachfolgeteam unter der Leitung von Eveline Zurflüh.

Zurflüh ist seit vier Jahren Mitglied im Verein und engagierte sich bislang in der Fussgänger- und Velokommission. Durch ihre spontane Bereitschaft, das Präsidium zu übernehmen, erlöste sie die Grauen Panther von der Sorge, dass der Verein im Nachgang zur Coronapandemie eingehen könnte.

«Ich reisse gerne neue Dinge an und wollte um jeden Preis die dramatische Aussicht auf ein Lichterlöschen verhindern», sagt sie mit Nachdruck. Denn zu wichtig seien die vielen Panther-Angebote für ältere Menschen, die dazu beitragen sollen, dass sie ihr Leben besser bewältigen können.

Eveline Zurflüh zählt dazu das weite thematische Spektrum an Vorträgen, die Spiel- und Jassnachmittage, die Konversationsgruppen in Englisch und Französisch, Wanderungen sowie Ausflüge und nicht zuletzt Geselligkeit. «Es ist wichtig, dass wir Pensionierten unter Leute kommen, Freundschaften und Interessen pflegen und vor allem auf das Leben neugierig bleiben», unterstreicht Zurflüh den Wert der Panther-Vereinigung.

«Müssen uns mehr für die Alterspolitik interessieren»
Sie selbst spielt seit zwei Jahren Theater in der Seniorenbühne Biberist, macht freiwillige Sitzwachen bei Erkrankten, lässt sich gelegentlich von einem Filmportal als Statistin einsetzen, liebt die Natur in allen Facetten und malt Bilder, die ihrer Wohnung eine zauberhafte Prägung verleihen. Die ausgebildete Kinderpflegerin erfreut sich an ihren vier Enkeln und deren Familien und schöpft unaufgeregt aus einem reichen Fundus an Erfahrungen.

«Wir müssen uns alle mehr für die Alterspolitik interessieren und uns Gehör verschaffen», ist für Eveline Zurflüh nicht nur die Rente ein Thema. Bekannt sei ja, dass sich ältere Personen häufig schämen, zum schmalen Einkommen Ergänzungsleistungen in Anspruch zu nehmen. «Da sind wir Panther froh, dass bei Pro Senectute Fachkräfte für den ‹Formularkrieg› unterstützend zur Verfügung stehen.»

Auf der Suche nach ­Panther-Nachwuchs
Auch die Zusammenarbeit mit der Spitex, bei der sie selbst früher gearbeitet hat, würdigt sie. Insbesondere deren psychogerontologische Massnahmen seien eine wichtige Hilfe gegen Rückzug und Einsamkeit im Alter. «Auch in der Stadt hier gibt es Menschen, um die wir uns bemühen müssen», so die 73-Jährige.

Das Graue-Panther-Jahresprogramm ist nach einer Mitgliederbefragung im Bereich Wandern leicht umgestaltet worden, um der Beweglichkeit der Teilnehmenden zu entsprechen. Das «Zusammenspazieren», um das Mitführen von Rollatoren zu ermöglichen, wird künftig stärker gewichtet. Beibehalten wird bei den Veranstaltungen der Drei-Wochen-Rhythmus jeweils am Dienstag mit Vorträgen, Wandern und Spielnachmittagen.

Der diesjährige grössere Ausflug besteht in einer Schiffsreise nach Altreu, gemeinsamem Mittagessen dort und Rückreise mit dem Bus nach Solothurn. Nicht nur für Mitglieder, sondern auch für die Öffentlichkeit sind Vortragsnachmittage im Saal der christkatholischen Gemeinde gedacht.

«Wie bisher wollen wir mit allen Organisationen der Altersarbeit auf den verschiedenen Ebenen zusammenarbeiten und unsere Ideen einbringen», bekräftigt die neue Panther-Präsidentin. Allerdings hofft sie, dass jüngere Pensionierte den Weg als «Nachwuchs» zu den Panthern finden. Für etliche Aufgaben – auch im Vorstand – brauche man Verstärkung, um ­weiterhin erfolgreich als Beziehungs- und Informationsnetz wirken zu können.

Alterspolitik fehlt weitgehend in den Parteiprogrammen

Die Grauen Panther lassen sich über die Parteiprogramme informieren

Bei den kommenden Nationalratswahlen zählen die Parteistimmen, sie bestimmen, wie viele Sitze eine Partei im Nationalrat beanspruchen kann. Die Grauen Panther der Region Solothurn haben deshalb die 7 Parteien, die im Kanton Solothurn an den Nationalratswahlen teilnehmen, zu einer Präsentation ihrer Parteiprogramme für die neue Legislaturperiode eingeladen. Damit sollte den Mitgliedern der Grauen Panther die Auswahl der Kandidierenden erleichtert werden.

André Wyss EVP, Johanna Bartholdi FDP, Heinz Flück Grüne, Patrick Schlatter Die Mitte, Hardy Jäggi SP und Beat Künzli SVP (Die GLP musste sich kurzfristig abmelden) stellten, unter der Moderation von Hans Rölli Graue Panther, in Kurzreferaten ihre Ziele und Programme vor. Obenaus schwangen die Themen über Krankenkassenprämien, AHV, Einwanderung, starke Familien, Sozialpolitik. Klima und Umwelt lagen, ausser bei den Grünen, eher in den hinteren Rängen. Ganz stark wurde der überbordende Lobbyismus in den Parlamenten betont, Hier sollte endlich Abhilfe geschaffen werden, damit wir wieder ein unabhängigeres Parlament haben, in dem auch wirklich die Volksinteressen durch die gewählten Volksvertreter wahrgenommen werden.

In der Fragerunde nahmen die Parteivertretenden mit konkreten Beispielen Stellung, was ihre Partei in der Alterspolitik macht. Es zeigte sich, dass da bei allen noch viel Luft nach oben besteht. Das Thema hat noch keinen hohen Stellenwert, obwohl es bereits unter den Nägeln brennt. Im besonderen wurde der Kantonsrats-Entscheid, die Alterspolitik in die gemeinden zu delegieren, als nicht sehr glücklich betrachtet, weil viele Gemeinden damit schlicht und einfach überfordert sind. Hier müssen wohl alle Parteien nochmals über die Bücher.

Mit einem Aufruf, möglichst zahlreich an den Wahlen teilzunehmen schloss der Tagungsleiter die Versammlung. Beim anschliessenden Apéro wurde noch lebhaft weiter diskutiert.

Graue Panther Region Solothurn

Ausflug an den Bielersee

Solothurner Zeitung, 8 Juli 2022

Die Freude war gross bei den Mitgliedern der Grauen Panther Solothurn und Umgebung, dass sie nach zwei Jahren Corona-Zwangspause am 22. Juni endlich wieder zusammen ihren traditionellen Sommerausflug unternehmen konnten. Auf dem Programm stand eine Fahrt mit dem Car in die malerische Bielerseeregion.

Nicht einmal die angekündigten Sommergewitter konnten der guten Reiselaune der 48 Teilnehmenden etwas anhaben. Nach einer kurzweiligen Fahrt dem rechten Seeufer entlang wartete in Wingreis/Ligerz ein feines Mittagessen auf die Ausflüglerinnen und Ausflügler. Im Restaurant Engelberg wurden sie zuvorkommend bewirtet und genossen neben der Kulinarik auch das Zusammensein und den gegenseitigen Austausch. Am Nachmittag führte die Fahrt weiter auf die andere Seeseite und schliesslich durch den Bucheggberg wieder zurück nach Solothurn.

Die Grauen Panther bieten neben Vortragsanlässen zu aktuellen Themen, auch Spielnachmittage, Wanderungen sowie französische und englische Konversation. Interessierte finden die wichtigsten Informationen unter: www.graue-panther-so.ch

Neue Mitglieder sind herzlich willkommen!

Silvia Wälchli

Die Grauen Panther geniessen das gemütliche Beisammensein anlässlich ihres Ausflugs an den Bielersee