Alle unsere Projekte sind erwachsen geworden

21. Generalversammlung mit heiterem Verlauf und wichtigen Gästen

von Gundi Klemm März 2014

Die Solothurnerin Anna Stadelmann, die als Vorstandsmitglied seit 12 Jahren den 335 Mitglieder zählenden Verein Graue Panther wesentlich mitgestaltet, wurde mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Gäste wie alt Kantonsratspräsidentin Susanne Schaffner und Ruedi Fasnacht vom Partnerverein Olten machten auf Probleme für Senioren aufmerksam.

„Wir müssen unserem Unmut Ausdruck verleihen“, bekräftigte Ruedi Fasnacht, Präsident der politisch sehr aktiven Grauen Panther, Olten, im Beisein von Nationalrätin Bea Heim. Denn das kantonale Sparprogramm gehe zulasten von Menschen, die Hilfe brauchen. Gestrichen werden sollen die Pflegefinanzierungsbeiträge für die Pflegestufen 1 bis 4 und eine verbesserte Finanzierung für Tagesstätten. „Wir wollen im April eine Volksinitiative starten und brauchen dazu auch Eure Mithilfe“, bat er die rund 90 Beteiligten an der 21. GV der Solothurner Panther. Zugezogen habe man ebenfalls einen Steuerexperten, weil, wie festgestellt, das Bruttoeinkommen von Rentnern um 50 Prozent höher besteuert werde als vergleichbares Erwerbseinkommen. In ein ähnliches Horn stiess Susanne Schaffner, die von der kantonsrätlichen Spardebatte zu den Grauen Panthern eilte. 7 Mio. Franken soll, wie sie berichtete, die gekürzte Prämienverbilligung einsparen. „Dadurch sind kleine Einkommen bei uns im Kanton besonders hoch belastet.“

Heitere Versammlung

Zuvor hatte Panther-Präsident Hans Rüd in seinem Rückblick auf das vergangene Vereinsjahr die vielen Aktivitäten gewürdigt. 1 200 Personen nahmen an den 21, im 14-Tage-Turnus stattfindenden Veranstaltungen zu Themen aus Gesundheit, Politik, Kultur und Unterhaltung teil. An den 19 Ausflügen der Wandergruppe beteiligten sich 342 Bewegungsfreudige. Die Konversationskurse in Französisch und Englisch sowie die Spielzusammenkünfte wurden gleichfalls von vielen Interessierten besucht. „Unsere Projekte wie „Seniorenrat in Solothurn“, die bereits in 18 Gemeinden funktionierende „Seniorenhilfe in der Schule“, die Mitarbeit in der „Fachkommission Alter“ und im „Quartierverein Weststadt“ sind allesamt erwachsen geworden“, freute sich Rüd an deren Erfolg.  Silvia Wälchli zeigte, dass die Vereinsfinanzen mit einem Kapital von fast 20 000 Franken im Lot sind. Unverändert bleibt der Jahresbeitrag auf 30.-/Einzel und 40.-/Paar.

Im Mittelpunkt der Versammlung stand die Ehrung von Anna Stadelmann, die künftig dem Vorstand nur noch für einzelne Aufgaben zur Verfügung stehen will. Mit ihr verliessen Doris Schumacher nach 4 Jahren Mitarbeit und Lucia Curschellas, die 19 Jahre der städtischen Fussgänger- und Velokommission angehörte, die Vereinsführung. Gewählt wurde Rosmarie Ledermann, die den von Hans Rüd und Vizepräsidentin Irene Privé geleiteten 8-köpfigen Vorstand komplettiert.

Einen heiteren Abschluss setzten Schulkinder aus dem Hermesbühl mit musikalischen Vorträgen, die viel Beifall erhielten.

Das war besser als die Arena im Fernsehen

Graue Panther Solothurn diskutierten Pro und Kontra der 1:12 Initiative

Von Gundi Klemm Oktober 2013

JUSO-Präsident David Roth und Marianne Meister, die für Ständerat Pirmin Bischof kurzfristig eingesprungene Präsidentin des Kantonalen Gewerbeverbandes, FDP-Kantonsrätin und Messener Gemeindepräsidentin, stellten in Kurzreferaten ihre unterchiedliche Sicht der 1:12 Initiative dar. Danach mischte das Publikum mit und gestaltete den Anlass spannend, vergnüglich und respektvoll. „Das war besser als die Arena im Fernsehen“, war man sich einig.

Wer bisher meinte, längst alle Argumente für oder gegen die 1:12 Initiative der JUSOS gelesen oder gehört zu haben, erlebte an diesem Anlass Erstaunliches. In der Aussprache nach den Referaten, in die Marianne Meister und David Roth kontradiktorisch einbezogen waren, setzten sich die Anwesenden kritisch mit dem Gehörten auseinander. „Ihr bürgerlichen Parteien seid Weltmeister in der Angstmacherei“, musste Meister aus dem Plenum zur Kenntnis nehmen, nachdem sie die gegnerische Kampagne des Schweizerischen Gewerbeverbandes in ihrem Vortrag wortgewandt vertreten hatte. Gewarnt hatte sie vor dem „schädlichen sozialistischen Rezept“, das zur Abwanderung von Firmen und Arbeitsplätzen ins Ausland, zu einem zeitraubenden Papierkrieg der Unternehmen und besonders zu einem unerwünschten Eingriff des Staates in die liberale Wirtschaftsordnung hierzulande führe. Sie vergass nicht, die neue „Neidkultur“ und die Vergiftung des sozialen Klimas im Kontext von Studien zur 1:12 Initiative zu erwähnen, die grosse Löcher in die AHV und ins Steueraufkommen reissen werde. Denn losgelöst von der Realität verspreche die Initiative „mit halsbrecherischen Theorien das Blaue vom Himmel“. „Dieser Systemwechsel erzeugt grosse Angst“, meinte sie mit Blick nach Frankreich, wo der gegenwärtige Wirtschaftskurs mitsamt Mindestlohn nicht stimme. „Aber Hollande muss auch etliche Massnahmen von Sarkozy auslöffeln“, tönte es aus dem Plenum.

Roth, der mit einleuchtenden Beispielen und Zahlenmaterial zu Produktivität und ungleicher Vermögensverteilung in seinem Impulsreferat operierte, zitierte eine Aussage von Arbeitgeberseite: „Der Missbrauch von Freiheiten erfordert eine Regulierung“,… denn gewisse Herren mit Abzockermentalität hätten’s in ihrer Geldgier einfach übertrieben, betonte er. Da auch Marianne Meister Unbehagen über den Spitzenverdienst einiger weniger „reicher Vasellas“ signaliserte, fragte Roth, warum nicht die bürgerlichen Parteien selbst schon einen Vorschlag entwickelt hätten,.. „um dieser Ungerechtigkeit mit einer besseren Verteilung der finanziellen Ressourcen ein Ende zu setzen.“ Denn schliesslich, so Roth, sollte doch Leistung honoriert werden. „Der Erfolg der Schweiz hängt von der fleissigen Mehrheit und nicht von den Topverdienern ab“, bekräftigte eine weitere Stimme. „Und das Kapital sollte auch breiter verteilt sein, um damit die Kaufkraft im Lande zu steigern“, machte eine Diskussionsteilnehmerin auf die mehr als eine Viertelmillion „working poor“ aufmerksam, die aus ihrer Sicht in der liberalen Wirtschaft einfach untergehen. „Unten schneidet man ab, und oben richtet man mit grosser Kelle an“, lautete aus dem Saal eine Aeusserung, für die das jetzige System nicht mehr stimmt. Bei einer Annahme würde die 1:12 Initiative im Parlament vermutlich „wieder zerzupft“, befürchtete eine weitere Sprecherin. „Aber auch wenn sie nicht angenommen wird, weiss man wenigstens in Bern, dass es im Volk rumort“, hielt ein Votant fest. Ein anderer glaubte, dass die Folgen der angenommenen 1:12-Initiative für die Wirtschaft geradezu katastrophal wären.  

In seinem Schlusswort betonte Panther-Präsident Hans Rüd, dass die 1:12 Initiative eigentlich weltweit angegangen werden müsste, und er unterstrich ein besonderes Vorrecht: „Die Jungen müssen protestieren, wenn etwas nicht in Ordnung ist“. „Aber die Alten auch“, schallte es aus dem Plenum zurück.

Eine Aufzeichnung dieser Veranstaltung durch das Tessiner Fernsehen wird am 2. 11., 20 Uhr, gesendet.

Regierungsrats-Kandidierende gingen auf Tuchfühlung mit Senioren

von Gundi Klemm – Solothurner Zeitung – 27.2.2013

Peter Gomm (SP), Birgit Wyss (Grüne), Roland Heim (CVP), Roland Fürst (FDP), Albert Studer (SVP), Esther Gassler (FDP), Hugo Ruf (unabhängig), Remo Ankli (FDP) und Andreas Bühlmann (SP) präsentierten sich den Grauen Panthern.
Graue Panther Die neun Kandidierenden für die Wahl in den Regierungsrat stellten sich den Fragen der Besucher.
Noch lächeln sie von Wahlplakaten und stellen in den Medien ihre Ziele vor. Die Grauen Panther aber wollten die beiden Bewerberinnen und sieben Bewerber im Rahmen eines eigenen Anlasses kennenlernen und auf sich wirken lassen. Die Spielregeln der Präsentation hatte Rolf Steiner, früherer städtischer Schuldirektor, mit allen verabredet. Am Ende der locker und humorvoll gestimmten Veranstaltung gab Ruedi Fasnacht, Präsident der mit einer Delegation teilnehmenden Grauen Panther Olten, unter herzlichem Gelächter aller rund 60 Anwesenden eine heitere Beurteilung ab: «Wir haben hier so gute Kandidierende erlebt, dass wir eigentlich die Zahl der Regierungsratssitze durch eine Volksmotion erhöhen sollten.»

Man kennt die Qualitäten der Kandidaten
Dieses Urteil freute die beiden amtierenden und sich neu bewerbenden Regierungsmitglieder Esther Gassler (FDP) und Peter Gomm (SP) und ihre Mitbewerber Andreas Bühlmann (SP), Roland Fürst und Roland Heim (CVP), Remo Ankli (FDP), Birgit Wyss (Grüne), Albert Studer (SVP) und den parteipolitisch unabhängigen Hugo Ruf. Laut Vorschlag von Rolf Steiner stellten sich in der ersten Runde alle Anwärter gemäss Zufallsprinzip gegenseitig vor. Da sich alle Teilnehmenden in der politischen Arena dieser Tage schon mehrfach begegnet sind, kennt man sich und weiss auch über Eigenheiten und Qualitäten der jeweils vorgestellten Persönlichkeit nette Worte und sogar Wahlempfehlungen zu finden.

Gegenseitige «Schmeichel-Einheiten»
Mit erkälteter Stimme gab Ankli kund, im Hägendorfer Gemeindepräsidenten Studer kaum den typischen SVP-Vertreter sondern eher einen Pragmatiker zu sehen. Andreas Bühlmann beschrieb den gleichfalls in der Kantonsverwaltung tätigen Hugo Ruf, der auch zur Wahl um Oltner Stadtpräsidentenamt antritt. Roland Fürst widmete sich Esther Gassler, die sich beide noch aus ihrer Zeit als Gemeindepräsidien kennen. Gassler schilderte Bühlmann als «bescheiden und gescheit» und vor allem vertraut mit den Tiefen der Staatsfinanzen.
Peter Gomm betrachtete Roland Fürst heiter als «Liebling aller Schwiegermütter», der im politischen Feld seine «Interessen dezidiert zu vertreten weiss». Roland Heim kennt Umweltjuristin Birgit Wyss aus stadträtlicher Tätigkeit und sprach sich dafür aus, dass man sie wählen solle, um die weibliche Präsenz im Regierungsrat zu verstärken. Hugo Ruf wusste nur Schmeichelhaftes über Peter Gomm zu berichten, während Studer anschliessend den Theologen Remo Ankli als «fairen Typ und Sachpolitiker» bezeichnete. Birgit Wyss nahm sich des Gymnasiallehrers Heim an, der kameradschaftlich und beliebt agiere.

Drei-Minuten Selbstvorstellung
Jeder aus der Bewerbergruppe hatte einen besonderen Gegenstand mitgebracht, um sich damit in einer dreiminütigen Selbstvorstellung besonders zu charakterisieren. Bei Wyss war es ein langes Seil, das sie zum wieder trainierten Bergsteigen braucht und ihr die Sicherheit gemeinsamer Fürsorge vermittelt. Obwohl er die Freiheit des Töffahrens liebe, sei er kein Einzelkämpfer, wie er an der erfolgreich gelösten Problematik ums Alterszentrum Gäu ausführte. Heim stimmte eine Ballade zur Gitarrenbegleitung an, und Gomm sagte, dass er auch nach acht Jahren regierungsrätlicher Tätigkeit keinesfalls «die Weisheit mit Löffeln gefressen habe». Am Beispiel ihrer Familie betonte Gassler, dass man auch für die nachfolgende Generation sorgen müsse. Fürst betonte anhand seiner Kamera das nötige Augenmass gegenüber Menschen und Fachfragen. Bühlmann stellte sich als überzeugter Sozialdemokrat aber nicht als Dogmatiker vor. Für Ankli ist seine Arbeit «nah bei den Menschen» wichtig.

AHV-Plus und Parteispenden brannten unter den Nägeln
Fragen aus dem Kreis der Grauen Panther betrafen die AHV-Plus-Initiative, der alle ausser Studer und dem noch nicht entschlossenen Ankli zustimmten. Die wünschbare Offenlegung von Parteispenden bereitete allen bürgerlichen Kandidaten deutlich Bauchweh. Für die Energiewende sprachen sich alle ausser Studer («ich fühlen mich durch Gösgen nicht unsicher») aus und begrüssten die Politik des Bundesrates. Dass den Bildungstechnokraten und der Reformitis im Schulwesen das Handwerk gelegt werden müsse, führte zu breiter Übereinstimmung. Wie schwierig die Lösung in der Asylfrage aussieht, zeigten differenzierte Antworten.

Sie ist die gute Fee und das Grosi des Klassenzimmers

von Andreas Kaufmann – Solothurner Zeitung – 6.2.2013

Senioren helfen im Unterricht mit – eine Idee, die in der Schule Schule machte. Eine von diesen «Schulgrosis» ist Irène Privé-Rickli. Die 68-Jährige ist während einem Morgen pro Woche im Klassenzimmer und hilft den Schülerinnen und Schülern.
«Sie ist die kleine Fee, die immer hilft», sagt die neunjährige Anna. Ein zustimmendes Kichern geht durchs Klassenzimmer. Nun ist die Fee, von der Anna spricht, aber keine Fantasieperson, sondern eine aus Fleisch und Blut: Irène Privé-Rickli. Die zierliche Seniorin schaut jeden Freitagmorgen bei der dritten Klasse im «Hermesbühl» rein. «Ich würde mich selbst aber eher als ‹Gimmerlängmer› bezeichnen», sagt das 68-jährige «Schulgrosi».
Privé assistiert Corinne Kaiser, indem sie Schülern bei aufkommenden Fragen hilft, Aufgaben korrigiert oder Arbeitsgrüppchen übernimmt, um sie zu fördern – wenns in einem Fach hapert, aber auch für jene, die auf der Überholspur sind: «In kleinen Gruppen erreicht mal eher Erfolgserlebnisse als in der ganzen Klasse.»
Ab 2005, als das Vorhaben der hiesigen Grauen Panther, Senioren in den Schulunterricht einzubeziehen langsam Form annahm (siehe Kasten), sei das Thema der Integration noch nicht sehr präsent gewesen, sagt Privé. Inzwischen ist aber nach Einschätzung Privés genau deswegen das individuellere Arbeiten in Gruppen wichtig geworden. Doch es sei gefährlich und falsch anzunehmen, dass damit eine Position ausgefüllt oder ersetzt wird, die von einer Fachperson im Rahmen der integrativen Förderung besetzt werden muss.

«Ein eingespieltes Dream-Team»
Privé arbeitete zuvor unter anderem als Sekretariatsleiterin beim hiesigen Stadttheater und «würde jetzt nichts mehr machen, was ich im Beruf gemacht habe.» Wäre sie zuvor Lehrerin gewesen, so könnte sie sich heute wohl auch nicht als Assistentin unterordnen, findet sie. So oder so – die Chemie stimmt, sind sich Lehrerin und Hilfskraft einig: «Wir sind ein eingespieltes Dream-Team», freut sich Corinne Kaiser. Und Privé macht ihrerseits nichts ohne Absprache mit der Lehrerin.
Wichtig sei für sie, dass man die Lehrperson entlaste: «Es darf nicht zur Beschäftigungstherapie werden.» Ebenfalls gehe es nicht um das Werk eines Gutmenschen: «Ich fühle mich einfach frisch und will aktiv sein. Ich habe die Energie, etwas zu bewirken», sagt Privé, die zudem noch ehrenamtlich als Chauffeuse für ein Frauenhaus arbeitet.

Der «Grosi»-Sonderstatus
Gibt es aber auch Momente, in denen kindlicher Übermut die Seniorin zur Weissglut bringt? «Nein, nie», sagt sie ohne Zögern. Übernimmt man die Funktion der «Oma», so habe man einen Status, der nicht mit direkter Verantwortung zu tun hat, wie sie die Generation dazwischen – also die Eltern oder die Lehrperson – habe. Und der «Grosi»-Einsatz scheint für einige Schüler besonders Sinn zu geben – auch abseits vom Büffeln und Lernen, wenns um sonstige Sorgen der Schüler geht: «Viele Kinder haben ihre Grosseltern in einer anderen Region oder gar in einem anderen Land», erklärt Privé. Eine Lücke, die sie ausfüllt, und die sie gut ausfüllt, wie an den strahlenden Augen der Kinder abzulesen ist.
Auf den Freitagmorgen freuen sie sich stets besonders. «Braucht Ihr Hilfsmaterial?», fragt Corinne Kaiser ihre Klasse. «Wofür?», erschallt es im Schulzimmer, «Wir haben ja Frau Privé.» Dankbarkeit steht auch dem «Schulgrosi» selbst ins Gesicht geschrieben: «Das Arbeiten mit ‹de Chnöpf› ist das Sinnvollste, das ich je gemacht habe – ein Geben und Nehmen, obwohl ich mehr bekomme als ich gebe…»

Die letzten Verfügungen sollen rechtzeitig getroffen werden

von Gundi Klemm – Solothurner Zeitung 10.1.2013

Wer nicht mehr für sich selbst sorgen kann, dem wird ein Vormund vorgesetzt. – © Keystone

Das zu Beginn des Jahres in Kraft getretene Erwachsenenschutzrecht bewegt die Gemüter. Um Klarheit über alle Neuerungen zu schaffen, informierten die beiden Fachpersonen Barbara Hamm-Schulte und Remo Waldner.
Wie wichtig diese Orientierungsveranstaltung über die veränderte Gesetzeslage war, belegte der Zustrom von über 80 Personen zum Informationsanlass der Grauen Panther Solothurn. Wo früher überwiegend von Laien besetzte Vormundschaftskommissionen tätig wurden, wenn ältere Menschen ihr Leben nicht mehr selbstständig führen konnten und etwa eines Vormundes bedurften, sind jetzt seit Jahresbeginn neue Regelungen im Zivilgesetzbuch in Kraft, die vor allem das Selbstbestimmungsrecht stärken sollen.

Sich beraten lassen
Remo Waldner, Sozialarbeiter bei Pro Senectute, erläuterte Schritt für Schritt, wie Anordnungen für eine Zeit ohne klares Bewusstsein zu treffen sind. Er legte den interessiert Zuhörenden ans Herz, in der nun in ihrer Gültigkeit gesetzlich verankerten Patientenverfügung festzuhalten, wie die medizinische Behandlung aussehen soll, sofern man als Patient durch Alter, Krankheit oder Unfall nicht mehr urteilsfähig ist oder seinen Willen nicht äussern kann. Denn darauf stütze sich der ärztliche Behandlungsplan. Zukünftig, so hoffte Waldner, könne auch ein Vermerk dazu auf der Krankenkassenkarte erfolgen.
Ebenso empfahl Waldner Formulierungen, die alle erwünschten Rahmenbedingungen betreffend den letzten Willen für den eigenen Todesfall beinhalten. Hier riet er, ebenso wie beim Abfassen des Testaments sich Zeit zu nehmen und möglicherweise auch Beratung, die Organisationen wie Pro Senectute kostenlos anbieten, zu beanspruchen. «Für alles, was geklärt ist, sind Angehörige dankbar.»
Übersichtlich gegliedert bietet Pro Senectute eine Gesamtlösung für diese Bestimmungen in Form eines Docupasses an. Hier enthalten sind für den Fall der eigenen Urteilsunfähigkeit auch der Vorsorgeauftrag, der Vertretungspersonen und Vollmachten für die verschiedenen Bereiche wie Personenfürsorge, Vermögen und Rechtsverkehr beinhaltet.

Rechtssicherheit für alle Beteiligten
Die Juristin Barbara Hamm-Schulte, Präsidentin der neu geschaffenen Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) Region Solothurn, erläuterte die gesetzlichen Grundlagen, Instrumente, behördliche Massnahmen, die aus der Novellierung des inzwischen hundertjährigen Rechts erwachsen. Der zentrale Punkt für ein Tätigwerden der Behörde ist der Verlust der Urteilsfähigkeit einer Person, womit vernunftgemässe Handlungen ausgeschlossen sind. Hamm-Schulte konzentrierte sich angesichts ihres betagten Publikums auf die Folgen von Schwächezuständen, Schutzbedürftigkeit und einige für den individuellen Fall massgeschneiderte Massnahmen bei älteren Menschen. Wenn ein bereits erteilter Vorsorgeauftrag vorliegt, muss die Behörde nicht tätig werden.
Liegt aber ein persönlicher Antrag auf Unterstützung oder eine Gefährdungsmeldung vor, schaltet die KESB Mitarbeitende der zuständigen Sozialregion ein. Deren Bericht wird beurteilt unter Einbezug des wichtigen rechtlichen Gehörs des oder der Betroffenen. Der Entscheid über die Hilfe – ob Ernennung eines Beistands oder Aufnahme in eine Institution – wird wieder durch die Sozialregion veranlasst. Diese Massnahmen erfolgen nur dann, wenn keine geeignete Person im Umfeld des urteilsunfähig gewordenen Menschen benannt ist.

Barbara Hamm-Schulte und Remo Waldner informierten. – © Gundi Klemm

Früher wars noch kostenlos
Die Kontrolle von Entscheiden der KESB, die laut Referentin als Fachbehörde im Mehraugenprinzip sorgfältig arbeitet, liegt als Aufsichtsinstanz im Amt für Soziale Sicherheit. Für Beschwerden ist das Verwaltungsgericht zuständig. Von zuhörenden Grauen Panthern wurde kritisiert, dass dieses Rechtsmittel neuerdings kostenpflichtig ist. Früher behandelten die Oberämter laut anwesenden ehemaligen Mandatsträgern derartige Eingaben. Zudem hoffe man, dass die neue Behörde im Notfall alle betreuerischen Massnahmen schneller in Gang setze als zu Zeiten der bisherigen Vormundschaftsbehörden.
Dafür verfügt die KESB über einen Pikettdienst, der ausserhalb der Öffnungszeiten via Polizei-Alarmzentrale oder sonst direkt über Telefon 032 627 75 90 erreichbar ist.