Wir sollten uns keinen Knieschuss verpassen

Graue Panther Referat von Stadtpräsident Kurt Fluri zum Fusionsprojekt und weiteren Vorhaben der Stadt

VON GUNDI KLEMM

«Die Agglomeration Solothurn ist doch schon längst ein zusammen hängender Lebensraum», unterstrich Solothurns Stadtpräsident Kurt Fluri vor 45 sehr interessiert zuhörenden Mitgliedern der Grauen Panther. Mit dem Blick auf mehrere projizierte Karten von 1880 bis 2005 war zu er kennen, wie stark frühere Streugemeinden immer dichter mit dem Zentrum Solothurn zusammengewachsen sind. Auch der mitgebrachte Panorama-Blick vom Weissenstein zeigte, dass zwischen den kommunalen Anrainern kaum noch erkennbare Besiedlungsgrenzen bestehen. «Die Agglomerationsgemeinden, die rund 34 Prozent der Kantonsbevölkerung ausmachen, haben alle ähnliche Fragen zu lösen», erläuterte Fluri Gründe für ein Zusammengehen, das vor Jahren durch eine Motion von Klaus Koschmann angestossen worden war. Denn keine Gemeinde könne ihren Bewohnern alles bieten. Man sei auf die gegenseitige Ergänzung in Verkehr, Sozialwesen und öffentlicher Sicherheit angewiesen und könnte so vielerlei Fragen etwa im Schulwesen, in Raumplanung und Erschliessung gemeinsam vereinfachen.

Die Last des Zentrums
Gegenwärtig trage die Stadt aber für das Umland vielerlei Lasten mit. Als Beispiel unter anderen nannte Fluri die Kultur, für welche Solothurn bis zu 7 Mio. Franken jährlich ausgibt, aber mit nur 67 Prozent viel weniger Beiträge von den Kommunen ringsum erhält, deren Bevölkerung doch auch vom grossen Angebot profitiere. Sechs Gemeinden im Umkreis um Solothurn haben sich auf die durch die Hochschule Luzern geführte Grundlagenstudie eingelassen. Inzwischen bröckelt aber die Fusionswilligkeit ab, weil Langendorf und vermutlich auch Bellach ihre Teilnahme beenden. Vorerst mit da bei sind weiterhin Biberist, Derendingen, Luterbach und Zuchwil. Kurt Fluri setzte sich auch mit der Skepsis gegenüber dem Fusionsprojekt auseinander, die sich an fehlen der Souveränität der Bevölkerung, den durch ein gemeinsames Parlament ersetzten Gemeindeversammlungen und dem Steuerfuss entzündet hatte. «Berichtet wurde sogar von einem bereits geplanten zentralen Verwaltungsgebäude für 20 Mio. Franken. Nachdrücklich lud er zum Besuch der Gemeindeversammlung am 16. Januar ins Landhaus ein, um dort den Schritt in die weitergehenden Detailabklärungen zu starten. Laut Hochschulfachleuten sei das Projekt sinnvoll. «Und wir als Zentrumsgemeinde sollten uns selbst keinen Knieschuss verpassen, sondern nachhaltiges Interesse an einem Zusammenschluss beweisen», sagte Fluri.

Planung «Weitblick»
Ausführlich ging der Stadtpräsident auf Planungen für Gewerbe und Wohnen im grossen Areal von 25 Hektaren entlang der Westumfahrung ein. Auf der Grundlage des verabschiedeten Masterplans Energie sollen hier mit der Quartierplanung «Weitblick» energieeffiziente Bauten bis 2035 entstehen, was die aus Senioren bestehende Versammlung doch mit einem Schmunzeln quittierte. Kurz streifte der Stadtpräsident auch das Vorhaben «Wasserstadt», die auf 38 Hektaren ehrgeizige Überbauungsziele anstrebt.

Nächster Anstoss kommt bestimmt
Die Frage nach möglichen Perspektiven, sofern die Fusion nicht zustande komme, beantwortete Fluri mit der Gültigkeit dieses Themas und der Notwendigkeit, die Vorteile eines Zusammenschlusses «in den Köpfen ankommen zu lassen». Denn «wenn nicht jetzt, dann gibt es in einigen Jahren einen erneuten Anstoss.» Leider verfüge die Stadt über keinerlei rechtliche Grundlage, ihre Nachbarn zur finanziellen Mitbeteiligung bei den Zentrumslasten zu zwingen, ging er auf ein entsprechendes Votum ein. Ausserdem, wenn man den Stadtpräsidenten schon bei sich hat, interessierte die Alterspolitik und nach der Schliessung des Thüringenhaus das Vorhaben der Einwohnergemeinde, allen falls gemeinsam mit der Bürgergemeinde in St. Katharinen ein Alters und Pflegezentrum zu errichten. Öffentliche Projekte im Sinne alternativer Wohnformen für ältere Personen gebe es in der Stadt noch keine. Ein Teilnehmer erinnerte den Stadtpräsidenten an das immer noch fehlende Leichtathletik-Stadion, an das schwierige Ausfahrtszenario Grimmengasse und an Tempo 30, das zumindest am Herrenweg durchfahrenden Bussen das Leben schwer mache. Kurt Fluri beglückwünschte die Grauen Panther zu ihrem Vereinsleben, das «zum Frieden zwischen den Generationen» beitrage. «Wir sollten uns keinen Knieschuss verpassen»

© Solothurner Zeitung ¦ Ausgabe vom 16. November 2012